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Kaufberatung Skibindungen (Alpin-/Skitouren/ Freeride)

Du hast dir einen neuen Ski geholt und kannst es kaum erwarten damit die ersten Schwünge zu setzen? Jedoch muss vorher noch eine Bindung drauf und spätestens dann stellt sich bei der riesigen Auswahl die Frage: Was ist nun die richtige Bindung für mich?

Bei der Abfahrt ist die Bindung für den Kraftübertrag vom Schuh auf den Ski zuständig, soll aber beim Sturz auslösen, um gröbere Verletzungen vorzubeugen. Damit der Ski nach dem Auslösen nicht den ganzen Hang abfährt, haben fast alle Bindungen Skistopper, welche auf die entsprechende Skibreite abgestimmt sein müssen. Zu den Ansprüchen für Alpinbindungen, brauchen Tourenbindungen gleichzeitig ein Drehgelenk und Steighilfen für den Aufstieg. 

Bevor wir auf die Bindungen eingehen jedoch zunächst ein paar kurze Worte zum Z-Wert und zur Sohlenlänge.

Z-Wert

Der Z-Wert der Bindung ist fast schon wie die Pferdestärken beim Auto, je mehr, desto besser. Naja fast. Der Z-Wert gibt nämlich nur an, wie viel Kraft notwendig ist bevor der Skischuh aus der Bindung ausgeworfen wird und wird durch die Vorspannung der eingebauten Federn übere einen Bereich reguliert. Der Z-Wert sollte von Fachkräften bestimmt und eingestellt werden und ist von der Sohlenlänge des Skischuhs sowie dem Fahrstil und Gewicht des Skifahrers abhängig. 
Je schwerer die Person und je aggressiver der Fahrstil, desto höher sollte der Z-Wert sein, um Fehlauslösungen zu verhindern, während für Anfänger ein zu hoher Z-Wert ein Verletzungsrisiko darstellt. Beim Kauf der Bindung ist nur darauf zu achten, dass die Bindung Z-Werte im angemessenen Bereich anbietet.

 

Sohlenlänge / Verstellbereich der Bindung

Die Sohlenlänge ist für jeden Skischuh spezifisch und meist an der Sohle oder am unteren Rand des Skischuhs abzulesen. Durch diese Länge werden entsprechende Dimensionsanforderungen an die Bindung gestellt. Bindungen die ein Individuelles Vorder- und Fersenteil besitzen, sind dabei sehr flexibel. Ist die Bindung jedoch einmal montiert, lässt sich die Bindung nur auf den Verstellbereich von wenigen Zentimetern auf kleinere oder größere Skischuhe einstellen. Bei Tourenbindungen ist aufgrund der Gewichtsersparnis dieser Einstellbereich meist recht klein oder bei Renn-Tourenbindungen sogar gar nicht vorhanden, während Freeridebindungen dort recht großzügige Bereiche anbieten.Bei Einteiligen Bindungen wie Rahmenbindungen oder Systembindungen fällt der Einstellbereich auch recht groß aus. Manche Hersteller bieten jedoch Bindungen für kürzere und größere Längen an. Hier ist es wichtig die Bindung auf die entsprechende Sohlenlänge vor dem Kauf abzustimmen.

I. Alpin und Freeridebindungen

 

Wird dein Ski im Skigebiet gefahren bist du in dieser Kategorie genau richtig. Diese Bindungen sind auf Performance und gleichzeitig auf Sicherheit ausgelegt. Einstellbare Vorder- und Fersenteile bieten maximale Kontrolle über die Auslösung der Bindung während sie durch die breiten Kontaktzonen eine gute Kraftübertragung bei der Abfahrt bietet. Die Freeride-orientierten Bindungen von Marker bieten einen Z-Wert bis 16 überzeugen durch perfekten Halt bei der Abfahrt. Wenn die vom Lift erreichbaren Hänge jedoch nicht reichen und du öfters kurze Anstiege vom Skigebiet aus machst, bekommst du mit den Rahmenbindungen oder Hybridbindungen vollständig touren-fähige Bindungen, welche sich jedoch auch im Skigebiet gut einsetzen lassen.

II. Tourenbindungen

Wir gliedern die Tourenbindungen in 3 verschiedene Typen mit denen sowohl Skitouren-Rennläufer, Freerider als auch Hobby Tourengänger unterwegs sein werden. Rahmenbindungen bieten ähnlich gute Kraftübertragung wie Alpinbindungen und überzeugen somit durch eine hohe Abfahrtsperformance. Die Pin-Bindung überzeugt speziell beim Aufstieg und ist heute am weitesten verbreitet. Die Hybridbindung versucht die Vorteile der beiden anderen Bindungsarten unter einen Hut zu bringen und somit ein kompromissloses Tool für abfahrtsorientierte Tourengänger zu bieten. 

1. Rahmenbindung

Die Rahmenbindung schaut der Alpinbindung am ähnlichsten und das ist sie auch. Nur bekam die Bindung einen kleinen Unterbau, welcher vorne ein Drehgelenk besitzt und hinten die Steighilfen zum Aufstieg. Diese einfache aber stabile Konstruktion bremst uns in der Effizienz beim Aufstieg jedoch etwas ein. Wen das aber nicht abschreckt, wird durch die einfache Bedienung, festen Halt sowie verlässliche Auslösung belohnt. 


Obwohl die Bindung keine Pinaufnahme fordert, sollte der Skischuh trotzdem tourenorientiert sein und mit Geh-funktion ausgestattet sein. Stark gerundete Sohlenkonstruktionen des Tourenschuhs können bei dieser Bindung jedoch zu Problemen führen und die Auslösewerte verfälschen. Dies sollte man vorher kurz abklären.

Vorteile:

  • gute Abfahrtsperformance
  • Freeridetauglich
  • sichere Auslösungen vorne und hinten (TÜV Zertifizierung)
  • hohe Z-Werte erreichbar
  • unkompliziert zu bedienen
  • keine Pinaufnahme am Schuh nötig
  • großer Längeneinstellbereich

Nachteile:

  • höheres Gewicht
  • ungünstigerer Drehpunkt
  • erhöht den Stand auf dem Ski

Diese Bindung lohnt sich vor allem für Freerider die vielleicht den einen oder anderen kurzen Aufstieg mitnehmen, um unberührte Hänge zu finden und jedem der die Nachteile im Aufstieg als sportlichen Anreiz sieht. Da wir uns jedoch mehr Zeit im Aufstieg als in der Abfahrt befinden, wird diese Bindung nach und nach von der Pin-Bindung ersetzt, obwohl mit Bindungen wie der „Marker Duke“ wohl die größte Abfahrtsperformance erreicht wird. Die Rahmenbindungen von Fritschi beginnen dabei bei ca. 800 g während die Abfahrtsmonster von Marker bis 1400 g raufgehen.


2. Pin- oder Tech-Bindung

Die Pinbindung entstand aus einer Idee von Fritz Barthel, welche er gemeinsam mit Dynafit Mitte der 80er Jahre bereits auf den Markt brachte. Ein Patent darauf lief im Jahre 2014 aus und seitdem entwickeln zahlreiche Hersteller weltweit die Bindung weiter um höhere Effizienz, geringeres Gewicht und mehr Abfahrtsperformance bieten zu können. 

Ihr größtes Argument ist die Aufstiegsperformance. Die Pins bilden gemeinsam mit den entsprechenden Aufnahmen im Skischuh das Drehgelenk. Dadurch muss nicht bei jedem Schritt die ganze Bindung mit hochgehoben werden und die Position des Gelenks bietet zudem eine natürlichere Gehbewegung. Zum Abfahren hat die Bindung zwei federgespannte Stifte, welche die Verse des Schuhs mit der Bindung vereinen. Die Bindungen gibt es mit Skistopper oder mit Fangriemen, wobei für Einsteiger definitiv die Stopper zu empfehlen sind.

Vorteile:

  • geringes Gewicht
  • natürliche Gehbewegung im Aufstieg
  • kompakter gebaut

Nachteile:

  • Auslösungen sind nicht so verlässlich wie bei Rahmenbindungen
  • Einstieg bedarf etwas Erfahrung und Geschick
  • meist nicht TÜV zertifiziert

Dieser Bindungstyp ist das Zuhause von Skitouren-Rennläufern, Hobby-Skitourengehern und auch abfahrtsorientierten Tourengängern. Das Gewicht der Bindung ist kein schlechter Richtwert um zu wissen, wo in diesem Spektrum man sich befindet Skirennläufer freuen sich über jedes Gewicht, was in den minimalistischen Designs eingespart wird (bis unter 100g pro Bindung), während durch Modellen wie der „G3 Ion“ oder der „Dynafit Beast“ mit Gewichten von ca. 600 – 800 g auch abfahrtsorientierte Tourengänger auf ihre Kosten kommen. Obwohl die „Dynafit Beast“ durch die drehbare Pinaufnahme vorne die erste TÜV zertifizierte Pin-Bindung auf dem Markt war, sind die besitzen die meisten Bindungen in dieser Kategorie diese Zertifizierung nicht.

3. Hybrid-Bindung

Wie bereits erwähnt soll dieser Bindungstyp die Vorteile der beiden anderen Bindungstypen durch innovatives Design vereinen und dabei die Nachteile eliminieren. Ganz klar war also, dass die Pins zum Aufstieg verbleiben werden. Mit diesem Ansatz wurde lediglich das Fersenstück der Pinbindung durch ein etwas massiveres (ähnlich wie bei Alpinbindungen) ersetzt, um eine bessere Kraftübertragung bei der Abfahrt zu ermöglichen. Daraus entstanden die „Marker Kingpin“ als auch die „Diamir Tecton“. 

Diese beide Typen kamen bei abfahrtsorientieren Tourengehern so gut an, dass durch Salomon eine neue Idee in den Raum gebracht wurde. Eine Bindung welche sich wie eine normale Pinbindung touren lässt und sich zur Abfahrt in eine vollwertige Alpinbindung verwandelt. Entstanden ist die „Shift MNC“ Bindung welche von Salomon, Atomic als auch Armada verkauft wird. Diese Idee wurde ebenso von Marker mit der „Marker Duke PT“ umgesetzt, welche ab der Saison 20/21 verfügbar wird.

Vorteile:

  • gute Abfahrtsperformance
  • natürliche Gehbewegung im Aufstieg
  • Freeridetauglich
  • meist TÜV zertifiziert

Nachteile:

  • etwas schwerer als herkömmliche Pinbindungen
  • komplizierteres umbauen zwischen Aufstieg und Abfahrt

Hier ist jeder zuhause dem eine herkömmliche Pinbindung zum Tourengehen zu flimmsig ist, oder der die Bindung für einen Ski sucht, den er neben dem Tourengehen auch öfter auf der Piste fährt. Auch Touren mit 1000 hm oder mehr lassen sich durch den Aufstieg mit Pin-Mechanismus gut bewältigen ohne dabei an Abfahrts-Performance einsparen zu müssen. Da dieses Konzept noch recht frisch ist, gibt es tatsächlich nur eine handvoll an Optionen, jedoch werden mit Sicherheit zukünftig noch mehrere Modelle auf diesem innovativem Konzept beruhen.

Durch die breite Auswahl findest du also mit Sicherheit eine Tourenbindung, welche auf deinen Einsatzbereich angepasst ist. Wenn du viel unterwegs bist und Schwierigkeiten hast einen Kompromiss zu finden, dann ist es auch nicht verpöhnt ein aufstiegsorientierteres Set für große Gipfel zu verwenden und ein abfahrtsorientierteres Set für gute Schneetage oder zum Freeriden zu verwenden.