Klettergurt / Klettersteiggurt kaufen – welcher ist der Richtige?
Klettergurte – Klettersteiggurt kaufen –
aber welcher ist der Richtige für mich?
Wir geben Euch einen Leitfaden an die Hand, um die Entscheidung für den richtigen Gurt leichter zu machen. Diese Entscheidung, ob Neukauf, oder den alten weiter benutzen, ist sehr wichtig und sollte früh genug, sprich vor der ersten oder xten Tour getroffen werden.
„Spätestens in dieser Situation sollte man keinen Gedanken mehr an seinen Gurt verschwenden müssen“
Im ersten Teil wollen wir die verschiedenen Typen von Klettergurten vorstellen:
Es finden sich am Markt der 3 Arten von Gurt-Typen:
- Hüftgurt
- Komplett- oder Kombigurt
- Brustgurt
Hüftgurt
Diese Gurtform ist die derzeit am meisten verbreitete und wird für alle Formen des Klettern verwendet. Dies betrifft das Hallenlettern, Klettern im Klettergarten und im alpinen Gelände, Eisklettern, Klettersteiggehen, Eistouren, Skihochtouren bzw. auch Skialpinismus.
Je nachdem für welche Art des Einsatzes der Gurt verwendet wird, legt man Wert auf gewisse Features:
Meist haben daher ambitionierte Bergsteiger mehrere Gurte, die je nach Einsatzgebiet variieren.
Ausnahme wäre hier nur der Sonderfall, dass man sich nur einen Gurt leistet, der Sommer wie Winter Verwendung findet (dann auf alle Fälle einen Variante mit verstellbaren Beinschlaufen und guter Polsterung)
Hallenklettern, Klettergarten
Bei dieser Disziplin hängt man normalerweise nicht stundenlang im Gurt. Routen im persönlichen Grenzbereich werden geklettert, man checkt die Schlüsselstelle einer Route aus, oder man tastet sich über ein Toprope an die Route heran. Einsteiger finden über die Halle den Zugang zum Klettern.
Je nach Könnensstufe werden hier oft auch sehr leichte und gewichtsorientierte Gurte von den Könnern bevorzugt. Eine Polsterung verursacht nur Zusatzgewicht und wird auch nicht zwingend gebraucht.
Bei Einsteigern hingegen ist eine Polsterung und breite Beinschlaufen oftmals angebracht, da sie beim Auschecken und während des Hängens wesentlich mehr Komfort bieten.
In der Regel benötigt man bei dieser Disziplin keinen verstellbaren Beinschlaufen.
Sportklettern (Mehrseillängentouren)
Bei dieser Spielart des Klettern ist man meist länger unterwegs und hängt auch mal in unangenehmen Hängepositionen am Stand.
Daher bietet sich hier eine gute Polsterung an den Beinen und im Beckenbereich an. Viele Gurte haben inzwischen im hinteren Bereich eine breite und angenehme Form, die einen gewissen Komfort bei Belastung bietet.
Bei der Auswahl der Gurte sollten 4 Materialschlaufen Standard sein, um das benötigte Material
(Expressen, Camalots, Karabiner etc. ) sauber ordnen zu können.
Um aus einer kniffligen Kletterposition weit über der letzten Sicherung einen Camelot sauber und schnell plazieren zu können, sollte man wissen, wo welche Größe am Gurt hängt bzw. man sollte auch problemlos zu seinem „Freund“ kommen.
Ausnahme hiervon sind sicherlich Sportklettereien im High-End Bereich, bei denen für einen „Rotpunktversuch“ jedes Gramm zählt und daher auch Abstriche beim Tragekomfort gemacht werden.
Hochtouren, Eistouren, Eisklettern
Hier werden gerne Gurte mit verstellbaren Beinschlaufen und Polsterung genommen.
Der Beinumfang schwankt aufgrund der Bekleidungsschichten und man sollte auch mal mit schweren Bergschuhen in den Gurt kommen.
Skitouren, Skialpinismus
Einerseits ist hier ein Gurt mit verstellbaren Beinschlaufen oft komfortabel, um mit den Tourenskischuhen gut ein- oder aussteigen zu können, andererseits spielt das Gewicht sehr oft eine entscheidende Rolle. Letztendlich wird der Gurt meist nur an wenigen Schlüsselpassagen gebraucht (Abseilen in eine Rinne, letzte Meter zum Gipfel, Spaltenpassagen am Gletscher etc.)
Schlussendlich werden Gurte mit extrem kleinem Packmass, wenig Gewicht und daher auch entsprechend wenig Komfort genutzt. Hier gibt es eine Reihe von neuen Entwicklungen insbesondere von Petzl und Salewa.
Bigwall-Klettern
Das Bigwall-Klettern verheißt oftmals auch technische Passagen mit entsprechend langen „Hängepassagen“ und eine „Materialschlacht“ an Expressen und technischen Hilfsmitteln.
Ein Gurt mit entsprechend vielen Materialschlaufen und einer komfortablen Polsterung an den Beinen und im Hüftbereich sollte hier Standard sein.
Klettersteig-Gehen
Beim Klettersteiggehen werden Hüftgurte ohne Polsterung bevorzugt. Auch die nahe am Körper liegende Anseilschlaufe wird nicht benötigt, da man meist nicht im Gurt hängt. Notwendig ist viel Bewegungsfreiheit und wenig Gewicht. Materialschlaufen sind nur bedingt notwendig bzw. reicht meist 1 Schlaufe pro Seite. In diesem Bereich finden sich auch noch die früher beliebten Kombigurte, vor allem bei Anfängern.
Komplett- oder Kombigurt
Die positiven Eigenschaften der Hüft- und Sitzgurte und Brustgurte werden in Komplett-Gurten vereint, da sie eine Kombination aus beiden darstellen.
Diese Gurte bestehen aus Hüft- und Beinschlaufen, die mittels eines Verbindungsstegs fest mit einem Brustgurt verbunden sind.
Das Seil wird daher nahe am Körperschwerpunkt und deutlich höher als bei Hüftgurten fixiert. Der Kombigurt bietet damit ein Höchstmass an Sicherheit. Er verhindert im Sturzfall das Überkippen des Fallenden (insbesondere beim Tragen von schwereren Rucksäcken).
Auch das Handling und die Anpassung sind bei Komplett-Gurten problemlos
Dies wird vor allem bei Anfängern und wenig erfahrenen Klettern geschätzt. Auch im Klettersteigbereich werden diese Gurte noch gerne eingesetzt. Im allen anderen Bereichen finden sich diese Gurte nurmehr selten.
Brustgurt
Der Brustgurt muss stets in Kombination mit einem Hüftgurt verwendet werden, ein Klettern nur mit Brustgurt kann im Sturzfall fatale Folgen haben.
Deshalb niemals mit Brustgurt alleine klettern!
Brustgurte werden dazu genutzt, den Oberkörper zusätzlich zu stabilisieren. Durch den Brustgurt kann verhindert werden, dass der Oberkörper bei einem Sturz überkippt, weil der Schwerpunkt nach oben verlagert wird.
Besonders bei Kindern ist der Einsatz eines Brustgurtes wichtig, da ihr Körperschwerpunkt höher liegt als bei Erwachsenen, die Hüfte noch nicht ausgeprägt ist und auch ein Sturz schnell unkontrolliert werden kann (Kopf-über-Sturz)
Ebenfalls empfiehlt sich eine zusätzliche Stabilisierung des Oberkörpers, wenn der Kletterer einen Rucksack trägt, der Einfluss auf den Körperschwerpunkt hat oder aber der Kletterer übergewichtig ist.
Kaufempfehlungen was Größe und Verstellbarkeit betrifft:
Wichtigster Punkt beim Gurt ist die Passform. Der Gurt sollte angenehm sitzen und nicht übermässig einengen. Oftmals ist hier auch ein „Probehängen“, das die Situation in einer Route nachstellt, sehr hilfreich. Hier wird die Passform des Gurtes unter Belastung klar.
Gurte mit verstellbaren Beinschlaufen bieten sich an, wenn das Einsatzgebiet mit wechselnden Bekleidungsschichten kombiniert wird v.a. bei Winteraktivitäten. Diese Gurte lassen sich auch flexibler einstellen, und bei Jugendlichen im Wachstum empfehlen sich daher auch Gurte dieser Art.
Gurte mit fixem Beinumfang sollten so gekauft werden, dass noch eine Hand zwischen Gurt und Bein passt.
Was Polsterung und Gewicht betrifft, kann jeder für sich nach obiger Kategorisierung nun selbst entscheiden.
Der Hüftgurt sollte von der Größe her so passen, dass die Polsterung noch über den Hüftknochen zu beiden Seiten geht und der Gurt noch die Möglichkeit hat, weiter oder schmaler gestellt zu werden.
Auch die Einteilung von Frauen- und Herrenmodellen kann nach Anprobe durchaus noch ein Entscheidungskriterium sein, da sich die Anatomien unterscheiden (Männer haben in Relation zur Taille eher dünnere Oberschenkelmasse als Frauen bzw. bei Frauen ist dies umgekehrt)
Wann gehört der Gurt ausgemustert – wie hoch ist die Lebensdauer – welche Anzeichen von Verschleiss sind zu beachten?
Es gibt hierzu eine DAV Empfehlung die von 5 Jahren Lagerung und 5 Jahren Gebrauch spricht.
Allerdings ist diese Empfehlung nurmehr sehr pauschal. Viel wichtiger ist das Handling. Wird der Gurt sehr oft benutzt, hat er bereits viele Stürze verkraften müssen, waren dies lange Stürze oder nur kurze „Hänger“, kletterst Du in der Halle oder meist an langen Wänden, wie wurde der Gurt gelagert ( Öl, Fett und andere Chemikalien können einen Gurt innerhalb kürzester Zeit unbrauchbar machen), wie wird angeseilt etc.
Grundsätzlich sollte man sich immer wieder vor Augen führen, dass der Gurt neben dem Seil das wichtigste Sicherungsmittel ist und man daher entsprechend aufmerksam damit umgehen sollte.
Die beste Methode unseres Erachtens ist daher die ständige Kontrolle des Gurtes und bei Anzeichen von Materialverschleiss (Anseilschlaufe angescheuert, rissige Beinschlaufen, Einschnitte, Einkerbungen etc. ) das sofortige Auswechseln des Gurtes.
„Ein Nachdenken darüber ob der Gurt noch hält, sollte man am besten von zu Hause aus durchspielen und nicht im Vorstieg weit über dem Boden“
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